Am 23. 4. 2013 schwamm ein Kalifornischer Seelöwe im Hafen von Tyros. Dieser Seelöwe ist nicht in der freien Wildbahn aufgewachsen (woher er kam, weiß niemand so genau), wurde aber zum Star von Tyros. Hier seine Geschichte!
Am 23.04.2013 schwamm ein Kalifornischer Seelöwe (Zalophus californianus)
im Hafen von Tyros. Seine kleinen Ohren sind ein Hinweis, dass er zu der
Obergruppe der Ohrenrobben (Otariidae) gehört und nicht zu der vom Aussterben
bedrohten Mittelmeer-Mönchsrobbe (Monachus monachus).
Der Kalifornische Seelöwe ist meistens im Zirkus zu sehen, aber auch das US-amerikanische
Militär bildet sie für ihre Zwecke aus. Ausgewachsene Kalifornische Seelöwen
werden bis zu 300 kg schwer. Der in Tyros gestrandete Seelöwe wiegt nur um die
25 kg und ist somit noch sehr jung, ein Baby also. Normalerweise werden sie zwischen
20 und 25 Jahre alt. Nur leider überleben die Seelöwen in dem warmen Klima
des Libanons nicht, denn in freier Wildbahn leben sie im kühleren Pazifik an
den kalifornischen Küsten und an Küsten von Nordmexiko.
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Dieser Seelöwe in Tyros ist nicht in der freien Wildbahn aufgewachsen (woher er kam, weiß niemand so genau) und wird sich nicht (ohne weiteres) in freier Natur zurechtfinden können. Aber für die Einwohner aus Tyros war dieser Seelöwe mit seinen kleinen süßen Ohren ein ganz besonderes frohes Ereignis, er wurde der Star von Tyros.
Als er am 24.04.2013 in Tyros am Hafen entdeckt wurde, haben ihn die Einheimischen
dort ins Herz geschlossen. Man sah ihn zuerst am Badawi Café gegenüber
vom Baguette Restaurant ausruhen. Aber dann versammelte sich eine große
Menschenmenge um das Tier und es gelang ihnen den Seelöwen zur südlichen
Strandstraße zu bewegen, wo es sich dann im geschützten Platz in der Nähe
Sour Resthouse (lib. Istiraha Sour) verkroch. Dort blieb er zwei Tage und
eine Nacht. Hassan
Hamzi/Hamza, Hamze, der Manager des Meeresschutzgebiets von Tyros (Tyre
Coast Nature Reserve), rief Dr. Jamal Younes, Besitzer und Direktor
des Lebanese Museum for Marine and Wildlife an, um ihn um Rat einzuholen,
wie er die Lage einschätzt und wie man mit solch einem Tier umgeht. Dr. Younes
schlug ihm vor, das Tier in dieser geschützten Stelle zu belassen und es zu
füttern und sicher zu stellen, dass es gesund ist, bevor man es ins Meer zurückbringt.
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Am nächsten Tag, so Dr. Younes auf seiner Facebook-Seite, kamen Angestellte
des Umweltministeriums um den Gesundheitszustand des Tieres festzustellen. Allerdings
wollten diese – unter dem Vorwand vor einem der Reporter, das Tier habe Wunden und
eine Blase am Kopf – es nach Beirut zu weiteren Untersuchungen bringen und
dann dort im Meer freizulassen. Aber schließlich gelang es Dr. Younes Hassan
Hamzi und den stellvertretenden Bürgermeister zu überreden von diesem Plan
abzulassen.
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Der Seelöwe wurde 500 m vor Tyros bei der kleinen Insel El-Zir im offenen Meer ausgesetzt. Dort gibt es auch Höhlen, wo der Seelöwe Schutz finden kann. Dr. Younes vermutete jedoch, dass es in der näheren Umgebung und Küste von Tyros bleiben wird, solange es nicht vertrieben wird. Und bald darauf wurde der Seelöwe beim Rest House von Tyros wieder gesichtet.
Die Vertreter des Umweltministeriums, so Dr. Younes, kamen extra aus Beirut nach
Tyros um den Seelöwen zu untersuchen und brachten das Tier unsachgerecht unter,
so dass es fast einging. Das konnte Dr. Younes nicht länger mit ansehen und
griff ein. Er zeigte ihnen, wie man artgerecht mit dem Seelöwen umgeht.
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Aber das half nicht viel, denn sie wollten den Seelöwen bei Naqoura, die südlichste Stadt mit einem herrlichen Sandstrand an der Grenze zu Israel im Gebiet Bayada (lib. mantaqa bayada) aussetzen. Aber, so Dr. Younes, ist Naqoura wirklich ein besserer Platz als Tyros, wo man sich liebevoll um den Seelöwen kümmert, die Einwohner das Tier ins Herz geschlossen haben und alles für es tun? Zudem war die Küstenbeschaffenheit von Naqoura nichts für den Seelöwen. Auch der Seelöwe weigerte sich zu bewegen, als ob er laut Dr. Younes sagen wollte:
„Gebt mir Unterschlupf in eurer gastfreundschaftlichen Stadt [Tyros], so wie ihr es für Migranten und Flüchtlingen macht. Wisse auch, wie man mich zum Wohle der Stadt benutzen kann, wo ich euch schon drei Gelegenheiten gegeben habe, obwohl dies mir nur Leid eingebracht hat.“
Sein Einspruch half nichts, der Seelöwe wurde ca. 30 km vor Naqoura im
Meer ausgesetzt. Keine 24 Stunden vergingen, und der Seelöwe tauchte wieder
in Tyros auf. Die Einwohner spielten mit ihm und fütterten ihn eine Woche lang.
Leider verfing er sich dann in einem Angelhaken im Maul. Die Leute versuchten ihn
mit Decken einzufangen, aber nach einer längeren Verfolgungsjagd gelang es dem
Tier mit dem Angelharken im Maul ins offene Meer zu entkommen.
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Das war dann am 2. Mai 2013 der letzte Eintrag auf der Facebook-Seite von Dr.
Younes.
Sein Museum war bis vor kurzem noch in Tyros, wird aber sehr wahrscheinlich 2014 nördlich von Beirut
in der Gegend von Jeita wiedereröffnet.
Am 28.4.2013 stand auf Babel Together noch: WSPA (World Society for the
Protection of Animals) und andere Gruppen boten dem Umweltministerium ihre Unterstützung
an, auch finanzielle sowie tierärztliche Versorgung und auf der Suche nach einer
Bleibe.
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Das Umweltministerium stand damals angeblich in Kontakt mit Organisationen, die den
Seelöwen mit Seelöwen seiner Art vereint, während sich inzwischen Dr.
Jamal Younes, Direktor des Lebanese Museum for Marine and Wildlife in
Jeita (bis vor kurzem in Tyros) um ihn kümmerte.
Quelle:
“Seal makes first appearance ever in Tyre!” von R. H. vom 23.4.2013
www.nna-leb.gov.lb (gelesen: 4.5.2013)
“Unexpected Guest: A seal in Tyre, Lebanon”
http://babeltogether.com (gelesen 4.5.2013, 10.7.2017: die Seite scheint nichtmehr zu existieren)
Marine World Museum – Facebook:
www.facebook.com/MarineWorldMuseum
(engl., arab., zuletzt gelesen 01.06.2013)
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