Der Libanon hat eine parlamentarische Demokratie, die auf einem Konfessionsproporz (Konkordanzdemokratie) aufgebaut ist. Insofern bestimmen eher religiöse Gruppen als politische Gruppen wie in Deutschland.
Hier die vier wichtigsten politischen Personen des Libanon:
Seit 1943 ist der Libanon unabhängig.
Seine Verfassung wurde am 23.5.1926
ausgerufen. In der Zwischenzeit wurden kleine
Änderungen vorgenommen.
Der Präsident wird vom Parlament
gewählt und regiert sechs Jahre.
Der libanesische Präsident ist das Haupt
des Staates und der Oberbefehlshaber der
libanesischen Armee. Er gehört in der
Regel immer der christlich-maronitischen
Religionsgemeinschaft an.
Nachdem der Libanon zwei Jahre ohne einen
Präsidenten an der Spitze regiert wurde,
einigte sich die Parlamentsabgeordneten endlich
am 09.01.2025 auf Joseph Khalil Aoun
(geb. 10.01.1964 in Sin el-Fil, Beirut) als
neuen Präsidenten. Er ist nicht mit seinem
Vorgänger Michel Naim Aoun verwandt (1).
Michel Naim Aoun (geb. 30.9.1933 in
Haret Hreik, Beirut) hatte das Amt des
Präsidenten vom 31.10.2016 bis 30.10.2022
inne.
Sein Vorgänger war General Michel
Sleiman (geb. 21.11.1948 in Amchit bei
Byblos). Er regierte von 25.5.2008 - 25.5.214.
Sleiman ist seit 1973 mit Wafaa Sleiman (geb.
20.6.1952, ebenfalls in Amchit) verheiratet und
hat drei erwachsene Kinder, welche alle
studieren oder einen Universitätsabschluss
haben: Rita, Lara und Charbil.
Sein Vorgänger war General Emil
Lahoud (geb. 1936 in Beirut,
Präsident von 24.11.1998 - 23.11.2007).
Top
Der maronitische Präsident, der sunnitische Regierungschef (seit 08.02.2025 Nawaf Salam) und das Kabinett bilden die Exekutive.
Die ausführende Gewalt ist dem Ministerrat anvertraut, welcher die öffentliche Politik in allen Feldern formuliert und ausführt – in Übereinstimmung mit den in Kraft befindlichen Gesetzen. Der Premierminister wird auf der Grundlage von verbindlichen parlamentarischen Beratungen ernannt.
Nach parlamentarischen Beratungen, die vom
designierten Premierminister durchgeführt
werden, wird das Kabinett in
Übereinstimmung mit dem Präsidenten
der Republik gebildet. Der Regierungschef ist
auch der Präsident des Kabinetts. Es wird
durch den Kabinettpräsidenten mit dem
Einverständnis des Staatspräsidenten
und den Parlamentsmitgliedern zusammengestellt.
Nach dem Doha-Abkommen 2008 bestand das
Kabinett aus 30 Ministern.
Die Mehrheit bekam 16 Minister, die Opposition
11 und der Präsident 3 Minister.
Top
Die rechtliche Gewalt liegt bei Gerichten verschiedener Ebenen und Zuständigkeiten. Die Richter sind unabhängig in der Ausübung ihrer Ämter; ihre Entscheidungen und Urteile werden verkündet und ausgeführt im Namen des libanesischen Volkes. Top
Im Parlament (Legislative) sitzen seit 1989 nach dem Abkommen von Ta’if 128 Abgeordnete, die alle vier Jahre direkt vom Volk gewählt werden. Die Parlamentarier sind proportional zu den einzelnen konfessionellen Gruppen aufgeteilt, wobei auch die gesetzliche Verteilung zwischen Muslime und Christen bewahrt werden muss (50% aller Parlamentssitze erhalten Muslime*, die anderen 50% die Christen). Allerdings fand die letzte Volkszählung im Libanon 1932 statt. Die 128 Sitze im libanesischen Parlament setzt sich wie folgt zusammen:
Religiöse Gruppen | Sitze |
---|---|
Maronitische Christen | 34 |
Schiitische Muslime* | 27 |
Sunnitische Muslime* | 27 |
Griechisch-orthodoxe Christen | 14 |
Drusen* | 8 |
Rum-melikitische Katholiken | 8 |
Orthodoxe Armenier | 5 |
Alawiten* | 2 |
Armenische Katholiken | 1 |
Protestanten | 1 |
Minderheiten | 1 |
* Zählen im libanesischen Parlament als Muslime.
Die Parlamentarier wählen auf vier
Jahre einen der Abgeordneten als ihren Parlamentspräsidenten.
Allerdings gibt es eine neue Sitzverteilung
seit dem 21.5.2008 durch das Doha-Abkommen
in Katar. In der Hauptstadt Doha einigten sich
endlich die libanesischen rivalisierenden
Splitterparteien nach der 18 Monate anhaltender
politischen Krise. Hier wählten damals die
Parlamentarier auch ihren neuen Präsidenten
General Michel Sleiman, der bis 25.5.2014
im Amt war. Nach dem Ende seiner Regierungszeit
konnten sich die Parlamentarier lange Zeit
nicht auf einen neuen Präsidenten einigen!
Schließlich wurde am 31.10.2016 Michel
Aoun ins Amt gewählt. Seine
Amtszeit endete am 30.10.2022.
Top
Es gab 2005 offiziell ca. 30 Parteien.
Im jetzige libanesischen Parlament gibt es zwei große Koalitionen: die Allianz des 14. März (auch unter „Rafiq-Hariri-Märtyrer-Liste“ bekannt), geführt von Rafiq al-Hariris Sohn Saad al-Hariri sowie die Allianz des 8. März.
Allianz des 14. März
Allianz des 8. März
Al-Wassatiyye
Im Parlament gibt es 128 Sitze, die alle vier Jahre neu durch Parlamentswahlen besetzt werden. Männer wie Frauen dürfen im Libanon wählen.
Ein ausführliches Parteiprogramm bei den Parlamentswahlen gibt es nicht – und wenn, interessiert es nur wenige. Normalerweise wählen die Libanesen und Libanesinnen aufgestellte Kandidaten oder Kandidatinnen der gleichen Konfession. Neue Namen können vom Wähler auch eingesetzt bzw. vorhandene Namen gestrichen werden. Top
Es war auch bei den letzten Wahlen am 9.7.2009
und bei den damals geplanten Wahlen 2013
(allerdings auf auf November 2014 bzw.
nach der Präsidentenwahl am 31.10.2016 auf
Frühlung 2017 verschoben) allgemein
üblich, dass die Kandidaten bzw. Gruppen
Geld an die Wähler verteilt haben, damit
sie gewählt werden. Es geht sogar so weit,
dass man außerhalb des Libanon
lebende Libanesen anruft, ob sie nicht zur Wahl
kommen wollen. Das Flugticket wird dann
natürlich "gesponsert". Namen bekommen die
Parteien oft von ihren Anhängern selbst.
Diese geben Telefonnummern von eigenen
Familienmitgliedern oder guten Freunden weiter,
von denen sie wissen, dass diese auch die
Partei wählen werden.
Einen ausführlichen Vergleich der
Parlamentswahl 2009 in Deutschland und der
Parlamentswahl 2009 im Libanon von Prof. Dr.
Abdel-Raouf Sinno finden Sie in seinem
Periodikum Deutsche
Wahlen – Libanesische Wahlen 2009 (PDF).
Top
2009 sollte das Wahlalter ganz kurz
vor der Wahl von 21 auf 18 Jahren herabgesetzt
werden. Dafür gab es jedoch noch keine
nötige Verfassungsänderung. Erst bei
den nächsten Parlamentswahlen könnte
(so damals geplant) mit 18 Jahren gewählt
werden. September 2014 galt immer noch das
Wahlrecht mit 21 Jahren. Das Wahlrecht soll
noch vor den Parlamentswahlen im Frühling
2017 geändert werden, so der letzte Stand.
Viele verschiedene Gründe – wie die
Unruhen im Libanon durch den syrischen
Bürgerkrieg, aber auch innerpolitische
Probleme, besonders der innerpolitische Streit
um das neue Wahlgesetz – führten
dazu, dass die im Juni 2013 geplanten Neuwahlen
auf November 2014 verschoben wurden.
Selbst kurz vor der geplanten Wahl 2013 wurde
noch heftig über ein neues Wahlgesetz
diskutiert. Top
Das libanesische Parlament wird in seinen 6 Verwaltungsbezirken (Gouvernements) (arab. mouhafazah محافظة , pl. محافظات) gewählt. Jedes Gouvernement wird von einem Gouverneur (oberster Beamte) verwaltet.
Durch das Doha-Abkommen 2008 sind die 6 Verwaltungsbezirke in 25 Bezirke bzw. Landkreise (arab. aqdia أقضية) unterteilt, wobei jeder Bezirk auch eine Hauptstadt hat. Die fettgedruckten Städte in Spalte 3 der Tabelle sind nicht nur Bezirkshauptstadt, sondern auch der Hauptsitz des Gouvernements:
Diese Bezirke sind dann wiederum in (politische) Gemeinden bzw. Kommunen (arab. baladiyeh بلدية eingeteilt. Top
6
Gouvernements (arab. mouhafaza) |
25 Bezirke (arab. aqdia) |
Hauptsitz
der Bezirke |
---|---|---|
Nord-Libanon | Akkar | Halba |
Batroun | Batroun | |
Bsharre | Bsharre | |
Koura | Amioun | |
Miniyeh-Danniyeh | Miniyeh-Danniyeh (Minyeh / Sir Ed-Danniyeh) |
|
Tripoli | Tripoli | |
Zgharta | Zgharta / Ehden | |
Beirut (arab. m. Beirut) |
Beirut 1: Achrafieh, Rmeil, Saifi |
|
Beirut 2: Bachoura, Medawar und der Hafen |
Beirut | |
Beirut 3 Minet al-Hosn, Ain al-Mreisseh, Al-Mazraa, Mousseitbeh, Ras Beirut und Zoqaq al-Blat |
||
Bekaa (arab. m. al-Biaq’) |
Baalbek und Hermel* | Baalbek |
Hermel | ||
Rashaya
und West Bekaa* |
Rashaya | |
Jebjennine / Saghbine | ||
Zahle | Zahle | |
Berg
Libanon (Mont Liban) |
Aley | Aley |
Baabda | Baabda | |
Chouf | Beiteddine | |
Jbeil | Byblos (arab. Jbeil) | |
Keserwan | Jounieh | |
Metn | Jdeideh | |
Nabatieh
(arab. m. an-Nabatiyya) |
Bint Jbeil | Bint Jbeil |
Nabatiyeh | Nabatiyeh | |
Hasbaya
und Marjayoun* |
Hasbaya | |
Marjayoun | ||
Süden (m. al-Janoub) |
Jezzine | Jezzine |
Sidon (Saida) | Sidon (Saida) | |
Tyrus (Sur) | Tyrus (Sur) |
*2009: Die ehemaligen 6 Wahlbezirke Baalbek und Hermel, Rashaya und West Bekaa sowie Hasbaya und Marjayoun wurden je zu einem Wahlbezirk zusammengelegt. Aber die Wählerlisten für die geplanten Parlamentswahl 2013 bzw. 2014 sind wieder in diese Bezirke aufgeteilt aufgelistet. Top
Die Verfassung schreibt nicht vor, wo der
Präsident regieren soll. Jedoch legt der
Artikel 26 der Verfassung fest, dass Beirut das
Zentrum der Regierung und des Parlaments sein
soll.
Der Regierungssitz war zuerst in Beirut (im
Qantari Gebiet und später in Sin el-Fil),
danach in Jounieh und in anderen Städten.
Erst in den 60-er Jahren wurde der
Präsidentenpalast in Baabda fertig
gestellt. Charles Helou war der erste
Präsident, der hier residierte.
Top
Jedoch wählten nicht alle libanesischen Präsidenten Beiteddine als ihren Sommersitz: Manche gingen nur einen Tag dorthin, z.B. Fouad Chehab. Elias Sarkis hielt dort nur ausgewählte Meetings ab, wie das Arab League Meeting. Amine El Gemayel sowie Elias Hrawi hatten ihre Sommerresidenz nie in Beiteiddine.
Quellen: u.a.